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Rolf Schwermer

Professor an der Hochschule Hannover (ehemals: Fachhochschule Hannover)
Studiengang »Technische Redaktion«

Lehrgebiete:

  • Vermittlungswissen (Psychologie, Didaktik, Kommunikation)
  • Betriebslehre der Technischen Redaktion

So bin ich Professor für Gebrauchsanleitungen geworden

Eigentlich habe ich es immer für eine ziemlich banale Angelegenheit gehalten, Gebrauchsanleitungen zu schreiben. Aber wie die meisten von uns, die Videorecorder, Computer und Waschmaschine benutzen, habe ich mich schon oft über schlecht gemachte, unverständliche Anleitungen ärgern müssen. Warum ist es nur so schwierig, etwas einleuchtend und verständlich zu erklären? – Seit nunmehr 20 Jahren setze ich mich beruflich mit dieser Frage auseinander und finde immer neue Antworten darauf, unter anderem, weil ich mich als sogenannter »Technischer Redakteur« redlich und mit einigem Erfolg darum bemüht habe, bessere Anleitungen für technische Geräte zu verfassen. Dass ich jedoch einmal Professor für Gebrauchsanleitungen werden und Spezialisten für »adressatengerechte Technische Dokumentation« ausbilden würde, das hat mir niemand an der Wiege gesungen.

Dabei habe ich für meinen Start ins Berufsleben eine ganz andere, recht solide Ausbildung absolviert: ein Studium als Lehrer für Berufsschulen – Fächer: Deutsch, Geschichte, Politik und das exotische Zusatzfach Türkisch -, das ich mit allen geforderten Staatsexamina erfolgreich abgeschlossen habe. Bedauerlich, dass nach Abschluss meiner Ausbildung keine feste Stelle im Schuldienst für mich frei war. Unverdrossen habe ich jedoch nach Arbeitsmöglichkeiten in artverwandten Berufsfeldern gesucht und auch für etliche Jahre in der Jugend- und Erwachsenenbildung gefunden.

Nach mehreren Zeitverträgen an Volkshochschulen habe ich dann als hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter in einem Projekt für den Kultusminister NRW innovative Unterrichtsmaterialien für Berufsschulen entwickelt. Insbesondere ging es um die Frage, wie man zum Beispiel im Unterricht für holz- oder metallverarbeitende Berufe technische Sachverhalte didaktisch sinnvoll und verständlich vermitteln kann. Nun hatte ich keine Ahnung von den Inhalten, die z. B. Kfz-Mechaniker lernen müssen. Aber in Zusammenarbeit mit Fachkundelehrern habe ich mein didaktisch-methodisches Knowhow eingebracht, und so entstanden etliche Unterrichtseinheiten, die wir in Form einer Fachzeitschrift erfolgreich publizierten.

Mit dieser Tätigkeit begann mein Interesse an der Fragestellung, wie man Technik verständlich vermitteln kann, zu wachsen. Es war dann ein glücklicher Zufall, dass ich im Anschluss an die Arbeit im Projekt die Chance ergreifen konnte, mir durch eine anderthalbjährige Fortbildung zum Technischen Redakteur ein zweites berufliches Standbein zu schaffen. Mit viel Existenzgründungselan und zusammen mit einem guten Partner baute ich danach ein Büro für »Technische Dokumentation« auf – das ist der Oberbegriff für Gebrauchsanleitungen, Wartungshandbücher, Ersatzteilkataloge usw. Industrieunternehmen unterschiedlicher Branchen beauftragten uns, Anleitungen und Handbücher für Sämaschinen, Autoradios, Großküchengeräte und Bankensoftware zu erstellen – bis hin zu kompletten Betriebshandbüchern für Kläranlagen.

Mehrere Jahre konnte ich so erfolgreich ausloten, wie man brauchbare Technische Dokumentation verfassen kann – auch wenn häufig die Anforderungen hoch, der Zeitdruck immens und der Finanzrahmen für eine qualitativ gute Anleitung zu knapp bemessen ist.

Doch dann wurde mit Unterstützung des Berufsverbandes tekom an der Fachhochschule Hannover der erste Studiengang für Technische Redaktion Bundesrepublik gegründet, und es wurden Hochschullehrer mit Praxiserfahrung für den Aufbau dieses neuen Lehrgebietes gesucht. Mit starkem Interesse an dieser Berufung, aber sehr ungläubig ob meiner Chancen habe ich mich beworben, weil es mir eine optimale Verbindung zwischen meinem ersten und meinem zweiten Beruf – Lehrer und Technischer Redakteur – zu sein schien. Zu meiner eigenen Überraschung wurde mir ab Januar 1993 der Ruf an die Fachhochschule Hannover erteilt, um dort Technische Redaktion zu lehren.

Nur auf den ersten Blick mag mein Lehrauftrag banal und scheinbar einfach zu lösen erscheinen, bei näherem Hinsehen sind die Problemstellungen der Technischen Dokumentation von heute jedoch sehr komplex und können nur mit wohlüberlegten Lösungsstrategien bewältigt werden. Und die neuen Techniken wie Internet, Content Mangement Systeme usw. beschleunigen den Wandlungsprozess. Die gleichzeitig steigenden Anforderungen an die Qualität der Technischen Dokumentation, an die Produktivität einer Technischen Redaktion sowie deren Orientierung an globalen Märkten verändern das noch vergleichsweise junge Berufsfeld der Technischen Redaktion ständig – und deswegen wird es mir wohl auch so schnell nicht langweilig werden.



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